Road Trip Isonzo Tal

Kein Navi, nur eine Idee wo es hin gehen soll. Begonnen hat es mit dem Begriff Freiheit auf 2 Rädern, also nicht eingeschränkt zu sein vom Navigationsgerät, auch nicht von den Kilometern und auch nicht vom Untergrund. Und ich wollte alleine fahren, klingt egoistisch, vielleicht bin ich es noch immer, zumindest ein wenig, in erster Linie weil ich an diesem Tag stehenbleiben, Essen gehen oder auch Pischeln wollte, wenn es meinen Bedürfnissen entsprach.

Also vom Rosental Richtung Tarvis, komischerweise steht heute etwas Nebel überm Boden, der lichtet sich jedoch bald, und die langweilige Anfahrt  hat kurz nach Tarvis Richtung Predil sein Ende. Der Mangart lacht schon herüber, oder eigentlich herunter, und ich antworte, daß ich eh gleich komme. Den guten Kaffee am Predil See lass ich aus, überquere die Grenze zu SLO und biege rasch ab Richtung Mangart, am Mauthäuschen, wo ich €5,00 liegen lasse, darf ich mit der freundlichen Dame ein Fetzen Slowenisch sprechen, zumindest ein paar Worte die ich aus der Ljudska Sola noch kann.

Weiter rauf, sehr enge Straße, aufpassen daß mich nicht ein entgegenkommender „in der Gegend herumblickender und Handy tippselnder“ Ausflügler mit seinem SUV erwischt. Ja, ich weiß, ich bin auch Ausflügler und genieße auch den Anblick der Julischen Alpen, aber der Verlierer wäre ich, also doppelte Vorsicht. Unbeleuchtete Tunnel, noch in Stein geschlagen, begleiten mich, genau so wie der mit jedem Höhenmeter faszinierendere Blick in die umliegenden Berge. Oben angekommen, ein zwei Photos, geht es wieder retour, ein paar Autos, und ja sie sehen Dich meist nicht, ein kurzer Gruß an die nette Frau und weiter Richtung Bovec.

Unzählige Autos, auch mit Kärntner Nummer, MTB´s am Heck oder Kanus am Dach, geht es eher mühsam, natürlich ist das Überholen mit der Multistrada 1260 Enduro kein Problem, aber man fühlt sich dabei halt immer a bissl als Sünder, vor allem wenn man den Autofahrer, der Dich blockiert, ja er fährt extra nach links, den Stinkefinger zeigt, das Tal runter. Also weg von der Straße!! Richtung Uccea bietet sich kurz nach Bovec an, biege rechts ab und ….

Ich bin schon fast alleine. 2 Motorradfahrer werden überholt und meine Multi fühlt sich wohl, der Pirelli Angel GT2 auch und auch ich kann mich nicht beschweren, hin und wieder kratzt der Fußraster am Boden, also weniger draufdrücken, daß er auch nachgeben kann, und es kommen keine Autos entgegen. In Vedronza, die erste Ortschaft, eigentlich sinds nur 8 Häuser auf einem Fleck, der erste Abzweighinweis, ich hoffe zurück Richtung SLO, will ich probieren. Eines der 8 Häuser ist ein kleines Kaffee, also Kaffeepause und ein Mineral, in Summe € 2,40. Kein Kommentar jetzt !

Und ab jetzt wird’s ernst, Kurve um Kurve, keine gerade länger als gefühlte 50m geht es an kleinen Ortschaften im Nirgendwo wie, Micottis,Platischis oder Breginje durch tiefgrüne Wälder zurück nach Slowenien. Ich fühle mich irgendwie an die Rallye Korsika erinnert, ist zwar auch schon 15 Jahre her als ich dort das letzte mal gefahren bin, aber noch immer sehr verankert.

Zurück in Kobarid geht es für ein paar km im Urlaubsstau bis Idrsko, dort wieder schnell weg, hinauf auf den rechten Bergkamm, und das Spiel beginnt von vorne. Durch tiefgrüne Wälder ziehe ich vorbei an alten Kriegsstellungen aus dem 1. Weltkrieg – die Isonzo Schlachten kosteten Tausenden das Leben - ziehe alleine meine Linien durch einsame Straßen, kurz bevor ich das Freilichtmuseum Kokovrat erreiche, laden noch 2 Wiener Biker zum Überholen ein, und es sollen die einzigen bleiben bis hinunter nach Nova Goriza. Was jedoch nicht ausbleibt sind erste Kopfschmerzen, vielleicht ein wenig dehydriert, also Flüssigkeit auftanken. Ist ja nicht verwunderlich, das Geläuf ist fordernd, ständig höchst konzentriert und der Tageszähler zeigt auch schon 235km, davon mehr als die Hälfte sehr anspruchsvoll. Ortschaften wie Livek, Kambresko oder Lig liegen am Weg, und wieder erinnert mich der Verlauf an meine Zeit als Rellyefahrer. Und kurz vor Nova Goriza zieren auch schwarze Striche den Asphalt, ja es gibt hier eine Rallye fällt mir kurz in den Sinn.

Auf dem Weg zurück will ich doch durch das Isonzo Tal, das Geläuf ist einfach zu geil, aber an einen Feiertag nicht wirklich zu empfehlen. In kleinem Örtchen Kanal gibt es endlich eine Stärkung, die ich zweifelsohne auch brauche, bin nach 6 Stunden doch recht paniert, und der Körper, vor allem aber der Geist schreit förmlich nach Zucker! Zu bieten hat Kanal auch ein Selfie – Motiv, kleine geile Brücke, alter Ort und smaragdgrüner Fluss – klick, klick!

Weiter den Fluss bergauf überhole ich sofern möglich Auto um Auto, die eine oder andere Bikergruppe aus Tschechien oder Polen, ziehe vorbei an Bovec und biege dann Richtung Vrsic ab. Höchster Pass in Slowenien, natülrich viel befahren, laden aber die 50 Kehren hinauf und später auf Kopfsteinpflaster retour nach Krajnska Gora doch wieder ein, die Multistrada ein wenig zu fordern. Gefordert ist auch der Pilot, kommen hier einen ja wieder einige „in die Lugtgucker“ entgegen. Spaß hole ich mir also in die Kehren, und wuchte das 230kg Gerät mit Drücken in Stile eines Supermoto – Fahrers um jede Kurve. Der Harleyfahrer vor mir wusste kurz nicht was geschah, aber egal!

Ein, zwei Bilder, die Wolken werder dunkler und es riecht förmlich nach Gewitter, also schnell nach Krajnska Gora, zurück über den Wurzenpass nach Kärnten und schnell nach Hause.

Vrsic Pass

438km, 9 Stunden waren doch sehr anspruchsvoll, Achim müde, Flasche leer!
Relativ viel Spaß für knapp € 55,00, davon € 15,00 für 2 Capuccino, 4 Apfel/Mineral und einen sehr leckeren Salat und € 5,00 Maut, Rest Benzin!

Zusammenfassend eine sehr schöne Tour, sehr zu empfehlen, in einem Tag jedoch nur für geübte Motorradfahrer!